Spargelanbau in Uehrde
Der etwas andere Spargel von der Wolfenbütteler Börde
Im Jahr 2010 haben wir begonnen auf 12 ha, einjährige Spargelpflanzen in unseren mineral- und humusreichen, schweren Boden zu pflanzen. Wir wussten damals nicht, was dabei herauskommt denn fast überall wurde Spargel bis dahin nur auf leichten Sandböden angebaut. Vieles ist bei uns anders: vom Pflanztermin, über die Düngung bis hin zur Bewässerung, die wir hier gar nicht benötigen. So haben unsere Pflanzen durch ihre „Insellage“ (klassische Spargelanbaugebiete liegen weiter entfernt) auch seltener Krankheits- oder Schädlingsbefall.
2012 konnten wir dann endlich die ersten Stangen ernten und probieren. Was soll ich sagen: es war der Hammer. Der Spargel schmeckt anders, gehaltvoller und gleichzeitig milder als das, was wir bis dahin an Spargel kannten. Ein holländischer Spargelexperte führte dies damals auf unseren Boden zurück.
Die Geschmacksbildner im Gemüse sind die Mineralstoffe und unser Boden enthält davon sehr viel mehr als Sandboden. Man kann hier vielleicht Parallelen zur Kartoffel ziehen. Etwas nachteilig ist, dass sich der schwere Boden langsamer erwärmt und wir daher erst einige Tage nach dem Sandspargel im April mit der Ernte beginnen können. Aber was zuerst ein Nachteil ist, entwickelt sich im Laufe der Saison zum Vorteil, denn unser Boden -einmal erwärmt- schwankt viel weniger stark in der Temperatur, so dass der Spargel immer im optimalen Bereich gleichmäßig wächst. Auch dies ist ein qualitätsfördernder Unterschied zum Sandboden.
Mittlerweile ist der „kleine Unterschied“ einer immer weiterwachsenden Anzahl von Kunden bekannt und unser Versuch aus dem Jahr 2010 entwickelt sich zu einer Erfolgsgeschichte.
Warum werden Folien im Spargelanbau genutzt?
Für den Anbau unseres Spargels nutzen wir verschiedene Folien, die meist ein paar Wochen vor dem ersten Spargelstich über die Spargeldämme gespannt werden. So haben Folientunnel die Wirkung eines Gewächshauses und sorgen dafür, dass der Boden Wärme speichert.
Mit Schwarz-Weiß-Folie sind wir in der Lage, die Dammtemperaturen zu regulieren. So vermeiden wir ein schnelles Auskühlen der Dämme genauso wie ein Überhitzen.
Neben einer gleichmäßigen vermarktbaren Qualität, also der Vermeidung von Ausschussware, können wir auch die Erntemengen in gewissen Grenzen beeinflussen. Dies ist auf der einen Seite wichtig für unsere Betriebsabläufe, aber mindestens genauso wichtig für die Vermeidung von Überschuss und Qualitätsverlust.
Neben diesen Qualität und Quantität fördernden Eigenschaften, schützen sie den Spargel vor Schädlingen und unterdrücken das unerwünschte Beikraut auf den Dämmen. Darum sind die Folien auch im Bioanbau zugelassen.
Die Folien halten ein Spargelleben lang und werden danach recycelt. Letztendlich vermeiden sie sogar CO2 , weil durch sie weniger Spargel per Flugzeug und LKW aus fernen Ländern bei uns eingeführt wird.
Eine weitere Innovation sind unsere Wetterstationen direkt auf den Feldern. Diese messen die Lufttemperatur und die Temperaturen in verschiedenen Tiefen im Spargeldamm. Täglich rufen wir diese Informationen online ab und kombinieren diese mit dem Wetterbericht, um unser Folienmanagement (verschiedenste Kombinationen der Folien) so optimal zu gestalten.
Aufgrund unserer Produktionserfahrung und des speziellen Folienmanagements sind wir in der Lage, den Spargel bereits Anfang/Mitte April zu ernten und bis zum 24. Juni – dem traditionellen Ende der Spargelsaison – in gleichbleibend hoher Qualität anzubieten.
Die Ernte in Uehrde
Die Spargelernte ist noch immer größtenteils Handarbeit, die gelernt sein will. Die meisten unserer überwiegend polnischen Erntehelfer sind schon von Anfang an dabei und sind somit Profis. Ohne diese fleißigen Menschen aus Osteuropa gäbe es keinen deutschen Spargel, aber auch viele andere Früchte nicht. Sie sind das wichtigste „Kapital“, was wir im Betrieb haben.
Aber auch beim Ernten steigt der Grad der Technisierung. So arbeiten wir seit vielen Jahren mit „Elektro-Spargelspinnen“, die die Folien zum Ernten anheben. Dies erspart viel anstrengende, rückenverschleißende Arbeit. Seit 2021 gibt es als Ergänzung zur Handernte einen nichtselektiven Spargelvollernter, den Kirpy, im Betrieb.
Sortierung und Vermarktung
Unser Spargel wird noch am Erntetag sortiert, um Ihnen an unseren Verkaufsständen ein vielfältiges Angebot zu bieten. Die Erntemengen jedes Feldes werden erfasst. Anschließend wird der Spargel unter Wasser gesetzt und langsam heruntergekühlt; damit „fangen wir die Feldfrische“ ein und reinigen den Spargel gleichzeitig von der Erde, die noch an ihm haftet.
Anschließend wird in unserer Sortieranlage jede einzelne Stange sechs Mal pro Sekunde fotografiert. Dadurch erzielen wir eine hochpräzise Sortierung nach Länge, Dicke, Krümmung, Violettfärbung, Grünfärbung, Blüte, Kopfkrümmung, Bruch u.v.m.
Jede Stange kommt etwas anders aus der Natur und wir fassen sie damit zu verschiedenen Sortierungen zusammen, die wir Ihnen zu verschiedenen Preisen anbieten. Für jeden Geldbeutel gibt es eine Sorte. So haben wir z.B. eine Sortierung mit krummen Stangen, die nach dem Kochen wieder gerade sind und genauso frisch und lecker wie unsere „Besten“.
Auch in der Sortierung arbeiten trotz aller Technik noch viele fleißige Hände mit, die den gereinigten, sortierten und auf Länge geschnittenen Spargel jetzt in den Kühlschocker stellen. Der Kühlschocker bringt die Kerntemperatur jetzt sehr schnell auf ca. 1°C herunter. Durch Einsatz von Eiswasser verhindern wir einen Feuchtigkeitsverlust, damit wir Ihnen am nächsten Tag an den Verkaufsständen und in unserem Hofladen allerbeste Qualität anbieten können.
Wissenswertes über das Edelgemüse
Schon im Mittelalter nutzten die Mediziner die entwässernden Eigenschaften des Spargels zur Entschlackung des Körpers und verschrieben „Spargelkuren“. Dieses hat sich bis heute bewahrt.
Spargel kann Sie nach dem langen Winter wieder auf Trab bringen. Zwar besteht das Gourmet-Gemüse zu 93-95 % aus Wasser – der Rest aber hat es in sich: In einem Pfund Spargel stecken nur 65 Kalorien, dagegen aber viele Ballaststoffe, welche die Verdauung ankurbeln.
Schon eine Portion deckt den täglichen Bedarf an Vitamin C und Folsäure. Ferner sind die Vitamine E, B1 und B2 enthalten. Spargel besticht durch seinen Gehalt an Magnesium, Kalium, Kalzium und Natrium, nicht zu vergessen die Asparaginsäure und ätherischen Ölen, die gemeinsam die Nierentätigkeit anregen und so zur Entschlackung, d. h. zum Ausschwemmen von Abbauprodukten des Stoffwechsels, beitragen.
Spargel ist auch für den empfindlichen Magen sehr bekömmlich und wegen seiner wenigen Kohlenhydrate ein gesunder Genuss für Diabetiker. Wer also auf eine gesunde Ernährung Wert legt, hat mit Spargel eine ideale Möglichkeit, in besonders wohlschmeckender Form etwas für seine Gesundheit zu tun. Und nicht nur die Spargelstangen, auch das Spargelwasser oder der Spargeltee wirken Wunder. Probieren Sie es einfach aus.